Ein Schlachtplan
Nach dem Pegauer Ortschronist F. A. Fissel
Bereits Anfang des Jahres wurden 14.000 Mann und 1800 Pferde in Pegau einquartiert. Im April erschienen die ersten Kosaken und Preußen vor Pegau. Die Preußen veranlassten, dass alle Pferde des Amtsbezirkes auf dem Markt versammelt wurden um sie für ihre Kavallerie auszulosen. Zar Alexander I. von Russland und der König von Preußen, Friedrich Wilhelm III., ritten in den frühen Morgenstunden des 2. Mai durch Groitzsch: bereits um 5 Uhr hielten sie vor den Toren Pegaus eine Parade ab. Den ganzen Tag folgten Truppendurchzüge und Reserven lagerten vor und in beiden Städten.
Nach der Schlacht bei Großgörschen kamen der russische Zar und der König von Preußen Mitternachts zurück nach Groitzsch. Im „Oertelschen Haus“ am Markt folgte eine Folgenreiche Unterredung: der Rückzug der Armee bis hinter die Elbe wurde festgelegt. Fehlende Munition und das Eintreffen neuer französischer Truppen waren die Gründe dafür. Eine Wiederaufnahme der Schlacht am nächsten Tag hätte ein Ausbluten der Truppen bedeutet. Damit begann bis zum Mittag des 3. Mai der geordnete Rückzug der Russen und Preußen. Am Nachmittag dieses Tages zog Napoleon in Pegau ein. Stundenlang vorher belauerten sich die Nachhut der Verbündeten von Groitzsch her mit der französischen Avantgarde in Elstertrebnitz und Pegau. Am Abend besetzte Napoleons Vorhut unter Führung seines Stiefsohnes Eugene de Beauharnais Wischstauden, während der Kaiser selbst in Pegau blieb. Am nächsten Tag marschierte Napoleon mit seinen Garden über Groitzsch weiter nach Borna.
In den Tagen vor und während der Völkerschlacht fand man die gleiche Situation: die Monarchen schlugen ihr Hauptquartier in Pegau auf. Am 15. Oktober übernachtete der russische Zar hier, am 16. kam der österreichische Kaiser Franz mit seinem Stab. Der Oberbefehlshaber der Verbündeten, Fürst Karl von Schwarzenberg, nahm ebenfalls am 15. Oktober sein Hauptquartier in Pegau. Nach einem kurzen Ausritt nach Gautzsch und sorgfältiger Beobachtung der Lage im Süden von Leipzig, entwarf er hier mit seinem Stab den Plan für die kommende Schlacht. Gegen 8 Uhr abends stand General Blücher mit der schlesischen Armee stand bereit.
Noch zu Beginn des Jahres erfolgten Nahrungslieferungen aus Pegau nach Borna. Doch durch die zahlreichen Truppendurchmärsche und Einquartierungen herrschte schon im Mai Hungersnot, weshalb der Pegauer Rat einen Juden in versteckt gelegene Dörfer schickte, um Nahrung zu besorgen.
Nach der Schlacht bei Großgörschen wurde im Rathaussaal ein Lazarett eingerichtet. Nach der Völkerschlacht trafen erneut Kranke und Verwundete in Pegau ein, die erst nach und nach in das Hauptlazarett nach Altenburg gebracht werden konnten. Krankheiten und Seuchen brachen aus, denen auch der Pegauer Bürgermeister Seidel im November zum Opfer fiel.
Makaberes Gehabe um einen toten Prinzen
Aus der Pegauer Chronik von F. A. Fissel
Ein toter Prinz sorgte 1813 für einige unruhige Tage in Pegau. Ausgeplündert und nackt lag ein toter Prinz in der Gottesackerkirche, weswegen man ihn nicht genau zuordnen konnte und ihn für den Prinz von Mecklenburg-Strelitz hielt und als solchen beerdigte. Es war Prinz Leopold Victor Friedrich von Hessen-Homburg, der in der Preußischen Garde gedient hatte und am 2. Mai bei Großgörschen gefallen war. Dem gefallenen Gegner zollte Napoleon Hochachtung und sorgte für ein ordentliches Begräbnis mit militärischen Ehren.
Dessen Totenruhe war jedoch bald vorüber. Am 10. Mai öffnete man das Grab zum ersten Mal um die Identität des Prinzen festzustellen: dabei wurde er als Prinz von Hessen-Homburg erkannt. Noch dreimal öffnete man den Sarg des Prinzen bevor man ihn am 14. Juli fortbrachte.
(Bild: Napoleon I. in Fontainbleau, Paul Delaroche (Maler); E. Fröhlich (Steinzeichnung), Leipzig, Farbdruck; Museum Borna)